Die Gegenüberstellung von demokratischen und autokratischen Systemen ist vielleicht etwas zu einfach. Demokratien haben in Handlungsfeldern wie Hochsicherheit, staatliche Gewalt und gesetzlicher Rahmen durchaus direktive Züge, die von manchen Beteiligten als autokratisch gesetzt wahrgenommen werden. Vergleiche zum Beispiel die Proteste gegen Coronaimpfungen. Auch verfasste Demokratien sind nicht gefeit, wenn der Freiheitswille ihrer Bürger nachlässt. Umgekehrt gibt es auch in mehr autokratischen Systemen Freiheitsspielräume, in denen Regeln und Handlungsvollzüge selbstgesteuert ausgehandelt werden und werden müssen. Die Praxis von Kultur, Wissenschaft und Forschung und, ich würde auch sagen, die Praxis der Wirtschaft würde sonst überhaupt nicht funktionieren. Keine Innovation wäre möglich.
Verfasste Demokratie von Staaten, immer mehr quasidemokratische Aushandlungsprozesse der Beteiligung in Unternehmen und Organisationen erweisen sich als ein leistungsfähiger Rahmen der Selbstorganisation in immer komplexer werdenden Kontexten. Wenn Herausforderungen immer individueller werden, nutzen allgemeine Handlungsregeln nur sehr begrenzt. Selbstorganisation als ad hoc wahrgenommene Verantwortung für eine erfolgreiche Selbststeuerung gibt individuelle singuläre Antworten, findet neue Lösungen (Innovationen). Darum geht es beim Coaching als Dialog und Beratungsprozess, der systematisch zu Innovationen (der Handlungssteuerung) führt. Coaching braucht Demokratie. Autokratische Systeme brauchen kein Coaching. Coaching braucht aber die demokratische Praxis mit ihren vielfältigen Handlungsspielräumen und Ko-Verantwortungen, in der sich die Verbesserung unserer Selbststeuerung immer mehr lohnt.