„Seneca“ mit John Malcovich ist eine populäre filmische Fassung (Pop) der Konstellation von Coaching und Beratung im Widerstreit von Geld, Macht, Fachlichkeit und den Anliegen unserer Klient*innen (Kaiser Nero) vor 2000 Jahren nicht anders wie heute.
Inwiefern darf Coaching und Beratung eine geldwerte Dienstleistung sein? Dürfen Beraterinnen überhaupt materiell entlohnt werden? Oder müssen sie es sich wie im antiken Athen der Sklavengesellschaft einfach leisten können, ohne Geld zu arbeiten? Welchen gesellschaftlichen Rahmen brauchen wir für gelingende Beratung? Geht Coaching und Beratung überhaupt in Diktaturen? Was ist die Mit-Verantwortung von Beratungspersonen für ethisch fragwürdiges Handeln ihrer Klient*innen? Sind Coaches korrupter Klient*innen notwendig selbst korrupt? Wann ist der Zeitpunkt, wann wir Nein sagen sollten, wenn wir uns nicht mitschuldig machen wollen? Wann werden wir nur noch zu Gehilf*innen eines vielleicht korrupten Systems? Welches argumentative Gewicht kann darin das Menschenbild – Seneca als Stoiker –für unsere Entscheidung haben, mit vielleicht zweifelhaften Kunden zusammen zu arbeiten? Was sind die Grenzen unserer Leistungen? Wie weit darf unsere Verbindlichkeit und Treue gehen? Dürfen wir uns für unsere Klient*innen in Lebensgefahr begeben? Müssen wir für die Unterstützung der Realisierung ihrer Anliegen den Tod in Kauf nehmen?
Fragen, die auch heute aktuell sind. Die Auseinandersetzung mit Seneca als Person und einigen seiner Schriften – „mein Seneca“, der Beitrag einer stoischen Ethik und Psychologie gehört aus meiner Sicht zu einer modernen geschichtlich aufgeklärten Position für Beratung und Coaching. Selbstverantwortung von Personen, emotionale Regulation, Glück und gelingendes Leben sind unsere gemeinsamen Bezugspunkte.